Arn 3½ - Die Geburt

Es gab bereits einige Geschichten über das Land Arn zu hören. Einerseits – so hieß es - sind die Bewohner freundlich und zuvorkommend, jedoch gab es immer wieder Berichte über eine merkwürdige Gruppe, die sich weit im Nordwesten des Landes aufhält. Die vielen Rätsel machten neugierig und im Jahre 411 reisten einige Fremde wieder in das verlorene Land.

Sie gelangten nach einer anstrengenden Reise in ein kleines Dorf, dass in der Nähe einer alten Burgruine errichtet wurde. Die Dorfbewohner anfangs etwas mißtrauisch, boten den Reisenden wenig später in ihre Hütten als Unterkunft an. Als die Sonne bereits lange untergegangen war wurde nach der alten Tradition noch ein Fest zu Ehren des Holzfällers ausgerichtet, welcher durch einen Unglück am Tage schwer verletzt wurde. Einzig allein das Heligtum, das in der alten Burg stand, sorgte für Unruhe unter den Reisenden.

Am Abend wurde in dem Dorf ein Fest gefeiert, zu dem auch die Fremden eingeladen wurden. Anlass war die Erneuerung von Paul, dem Holzfäller des Dorfes. Dieser hatte sich zuvor bei der Arbeit schwer verletzt und war fortan an das Bett gebunden. Auf diesem Fest wurden viele Geschichten über ihn erzählt und laut gelacht. Gegen Abend gingen dann der Dorfpriester und Paul in die Kapelle, um der Segen des Einen erbeten zu erbitten, doch Paul verstarb noch in der gleichen Nacht.

Nach dieser traurigen Nacht ereilte das kleine Dorf ein weiterer Schicksalsschlag. Am Nachmittag wurden Zwillinge geboren und in dem Dorf wurden alte Geschichten von Greueltaten und anderen Gefahren erzählt, die nun dem Dorf und ihren Bewohnern bevorstünden. So sei es bei früheren Zwillingsgeburten stets gewesen, dass nur eines der Kinder mit einer Seele geboren und so den Segen des Einen empfangen konnte, das Zweite jedoch verschlagen und mißgünstig war und nur Not und Elend seinem Weg folgten. So wollte der Priester des Dorfes - wie es nach den alten überlieferungen üblich war - am Heiligtum ein Gebet anstimmen um zu erfahren, welches der Kinder ohne Seele geboren wurde.

Die Reisenden raubten jedoch eines der Kinder , so dass die Verzweiflung der noch im Kindbett liegende Mutter unerträglich wurde. Voller Trauer um das schwere Schicksal, das ihr auferlegt wurde, gab sie das verbliebene Kind dem Priester um es zu prüfen. Es stellte sich heraus dass das verbliebene Kind nicht den Segen des Einen erhalten konnte und somit das seelenlose Kind sein musste. Sließlich gab die junge Mutter das ihr noch verbliebene Kind frei und es wurde den Riten des Dorfes folgend in den Kreislauf des Lebens zurückgeführt. Nach vielen Stunden der Verzweiflung hatten die Reisenden letzlich doch ein Einsehen und gaben der Mutter ihr nur wenige Stunden altes Kind zurück.

Doch abseits der Ereignisse nahm das Unheil seinen Lauf, denn das Heiligtum des Dorfes barg eine Kreatur, die durch mehrere Kraftquellen in der Umgebung genährt wurde und am Nachmittag des dritten Tages erwachte. Auch wenn die Dorfbewohner nicht wussten, welch Werk sie verrichteten so erschufen sie letzlich eine unheilige Kreatur, die aus ihrem Kokon befreit durch das Dorf schritt und jeden Widerstand niedermachte. Die Schreie der Verwundeten verhallten erst als dieses Wesen bei einbrechender Dunkelheit in den umliegenden Wäldern verschwand.